Für Vorhersagen über die Zukunft der Arbeit fühlen sich viele idealistische oder alarmistische Evangelists berufen. Umso wichtiger ist es, Daten und Fakten zu kennen. Im FAZ-Artikel “Mitarbeiter fühlen sich übergangen” (Nr. 250 vom 27.10., S. 26) finden sich Erkenntnisse aus mehreren aktuellen Erhebungen.
Die Sipgate Studie “Auf zum Arbeitsplatz der Zukunft” hat herausgefunden, dass nur jeder fünfte Mitarbeiter angibt, befragt worden zu sein, wenn es um die Neugestaltung der Arbeit geht; genau so viele sagten, sie seien in keinster Weise einbezogen worden. Die Chefs sehen das allerdings ganz anders, denn etwa die Hälfte von ihnen denkt, sie würden die Mitarbeitenden schon befragen. Es geht den Mitarbeitenden übrigens nicht grundsätzlich ums “Beharren”, nein, mehr als 50% sieht Vorteile der künftigen Arbeit für sich.
Im Artikel selbst sind tabellarisch die Unternehmen mit Anzahl Stellen aufgeführt (bis Sept.), die öffentlich Neueinstellungen bzw. offene Stellen, und solche, die Entlassungen angekündigt haben (Welt und Deutschland). Bei ersteren sind Deutsche Bahn, Deutsche Lufthansa, PWC, Amazon und KPMG die Top-5; beim Stellenabbau die Deutsche Bank, Eon/Innogy, T-Systems, Siemens und Neue Halberg Guss. Ich habe bei diesen je 5 mal gezählt – es sind deutlich 4-stellig mehr Neueinstellungen als Entlassungen.
Und hätten Sie das gewusst? PWC stellt im “Golden Age Index” fest, dass sich die Beschäftigungsquote, in Deutschland, in der Altersstufe 55-64 Jahre seit 2003 von 39% auf 70% erhöht hat, und in der Alterskohorte 65-69 Jahre von 6% auf 15% – und zwar freiwillig und nicht aus finanzieller Not, gemäss Bundesagentur für Arbeit.
Etwas, das wir wohl alle zu wissen glauben, bestätigt der Hays Global Skills Index. Die Diskrepanz zwischen dem Know-how der Fachkräfte und den von den Unternehmen benötigten Qualifikationen nimmt stark zu. Daher müssen Unternehmen deutlich stärker in (Aus)Bildung direkt am Arbeitsplatz investieren. Entscheide zur Neugestaltung der Arbeit, wie in der Sipgate Studie, und zur Weiterbildung sind nicht dasselbe, aber den Studienbefund, der es zur Überschrift geschafft hat, sollten sich alle Beteiligte zu Herzen nehmen: Mehr miteinander reden und gemeinsam bestimmen, denn die Mehrheit schaut konstruktiv in die Zukunft und will beim Vorwärtsmachen dabei sein.
Autor: Prof. Dr. Andrea Back
Tags: Future of Work