Malen Sie sich aus, Ihr Büro hätte Blick aufs Meer, eine grosse Fensterfront, pflegeleichte Grünpflanzen in der Ecke und die Einrichtung hätten Sie selbst nach Belieben ausgesucht und zusammengestellt. Auf der einen Seite eine Bibliothek mit einer schier endlosen Bücherauswahl, auf der anderen ein Gemälde Ihres Lieblingskünstlers. Was den meisten wie ein Wunschtraum erscheint, könnte schon bald Wirklichkeit werden – in der virtuellen Welt.
Während neue Trendtechnologien wie Augmented, Virtual und Mixed Reality bislang hauptsächlich im Entertainmentbereich eingesetzt wurden (man denke an PokemonGo und ähnliche Spielereien), könnten Sie schon bald in den Arbeitsalltag eindringen. Logistikunternehmen wie DHL beispielsweise setzen bereits Brillen ein, die ihren Mitarbeitenden beim “Picking” (dem Zusammensuchen eines bestellten Warenkorbs) im Augenwinkel den kürzesten Weg anzeigen und die Barcodes der Produkte scannen, um Fehler zu vermeiden. Bei Boeing blenden “smart glasses” den Flugzeugingenieuren wichtige Knotenpunkte für Verkabelungen ein. Was aber bedeutet Virtual Reality fürs Büro?
Viel spricht dafür, dass sich auch der Büroalltag durch neue Technologien fundamental verändert wird. Ein mögliches (vielleicht etwas überspitztes) Szenario könnte so aussehen: Sie kommen an Ihren Arbeitsplatz, greifen sich – nachdem Sie Ihren Kaffee getrunken haben – eine Tastatur und eine VR Brille und tauchen ein in Ihre eigene Welt, Ihr virtuelles Büro. Ihr Schreibtisch befindet sich im gleichen Zustand, wie Sie ihn gestern hinterlassen haben. Rechts steht ein Korb mit Ihrem Email-Postfach – so haben Sie immer im Blick, wie viel Post sich gerade darin stapelt. Sobald Sie den Korb mit der Hand berühren, erscheinen Ihre Mails auf dem virtuellen Bildschirm vor Ihnen. Ein Kollege aus Singapur hat Ihnen einen überarbeiteten Prototyp des neuen Produkts geschickt, an dem Sie gerade arbeiten. Eine Geste mit der Hand und das 3D-Modell schwebt vor Ihnen auf dem Schreibtisch. Mit Wischbewegungen können Sie es drehen und von allen Seiten betrachten. Auf der Pinnwand neben Ihnen manifestiert sich eine Post-it-Notiz, geschrieben von einem Kollegen aus New York, und bei Anrufen wird Ihnen ein Bild des Anrufers neben Ihrem Schreibtisch eingeblendet. Und wenn es Ihnen mal zu viel wird, machen Sie doch einfach eine kurze Auszeit – der nächste Strand ist nur eine Handbewegung weit entfernt.
Autor: Prof. Dr. Andrea Back
Tags: Future of Work