Wenn mich jemand nach frühen Kindheitserinnerungen fragt, dann z.B. diese: Spätabends steht mein Vater an der Türschwelle, unangekündigt eine junge Katze auf dem Arm, verschmitzt-schuldbewusster Ausdruck im Gesicht. Ihm gegenüber die Phalanx meiner Oma und meiner Mutter. Es geht laut zu: Niemals käme diese Katze ins Haus!! Und er MIT Katze sicher auch nicht! Was immer in den Minuten und Stunden danach geschah, entzieht sich meiner Erinnerung. Jedenfalls lebten wir fortan mit der Katze – und später kamen noch zwei weitere dazu.
Eine ganz ähnliche Szene erlebte ich kürzlich mit meinem Sohn, als er überraschend vor der Tür stand, mit der Google Home auf dem Arm. In mir ein Sturm von entrüsteten Gegenargumenten: So ein Ding kommt MIR nicht ins Haus! Aber nun ist sie doch unser Wohnungsgenosse. Hey Google, Welcome in our home! Und nach und nach kamen noch weitere smarte Dinge dazu, wie vernetzte Glühbirnen.
Wie lebt es sich also damit, mit einem Algorithmus der physisch als Lautsprechervase daher kommt?
Last, not least: Folgende Frage drängt sich mir schon nach wenigen Wochen auf: Verändert man dadurch auch sein Wesen?
Jeden Tag sehen wir, was das Smartphone aus uns gemacht hat, gerade was unser Kommunikationsverhalten angeht. Wenn man von der „Heads-down-Generation“ spricht, weiss jeder sofort, was gemeint ist. Dass Sprachinterfaces wie die Google Home oder die Alexa von Amazon einen Siegeszug als Alltagstechnologie antreten werden, das ist wohl ziemlich sicher. Wie wird man dann zu dieser Nutzergeneration sagen? Sie haben es beim Lesen sicher schon gespürt: Man gibt den ganzen Tag nur Anweisungen – im Befehlston: Hey du! Mach mal. Wenn dieses Sprechen unsere Kommunikationskultur überlagert, dann geht es im Alltag bald zu wie auf dem Kasernenhof. Welcome „Bossing-around-Generation“.
Autor: Prof. Dr. Andrea Back
Tags: Kolumne