Nichts ist den Forschern zu schwer. Viele Disziplinen haben sich vorgenommen, grosse Herausforderungen zu benennen und diese “Grand Challenges” anzugehen (Mertens/Barbian: Researching “Grand Challenges”. BISE Nr. 6, 2015). Manche werden auch gelöst. Die Mondlandung und sichere Rückkehr der Astronauten zur Erde ist so ein Beispiel. Die Mathematik hakt immer mal wieder eines ihrer ungelösten Probleme ab. Und gerade wurde ein Jahrhunderträtsel der Physik gelöst – die Gravitationswellen sind nachgewiesen.
In IT-nahen Gebieten sind solche Fundamentalprobleme, z.B. Cybersecurity, und die Personalisierung von Informationssystemen für Lehren und Lernen, für die es grosse Anstrengungen bedarf, wo man sich aber innerhalb von ein oder zwei Generationen eine Lösung erwartet.
Das kann man ja nur gut finden, wenn Leute sich mit solchem Weitblick, hohem Anspruch und viel Geld an die Arbeit machen. Aber was ist mit den kleinen Dingen, den täglichen Ärgernissen, die uns plagen? Wer kümmert sich um die? Da fallen Ihnen doch sicher sofort welche ein.
Bei mir steht E-Mail ganz oben auf der Liste. Deren missbräuchliche Nutzung ist ein Zeit- und Nervenräuber. Jede versandte E-Mail müsste etwas kosten, bloss keine Flatrate, um diese Verschwendung anderer Leute Zeit einzudämmen.
Ein anderes alltägliches Problem ist, wie gerade im Arbeitskontext Fachworte benutzt werden, ohne sich um eine klare Definition und gemeinsames Verständnis zu bemühen. Wie viel da aneinander vorbei geredet wird, addiert sich auch zu beträchtlicher Wertvernichtung. Glossare, Concept Maps und andere Visualisierungen wurden zwar schon lange erfunden, es kümmert nur kaum einen.
Und dann ist da noch eine Kleinigkeit. Warum kommt es immer noch vor, dass Knöpfe abgehen und man sie wieder annähen muss, selbst bei guter Kleidung?
Solche Herausforderungen sind wohl nicht grandios genug, als dass sich jemand ernsthaft damit befassen würde. Aber wäre der Nutzen nicht grossartig? Im Volksmund heisst es: “Kleinvieh macht auch Mist” oder “Wer die Micro Challenges nicht ehrt, ist der Grand Challenges nicht wert”.
Autor: Prof. Dr. Andrea Back
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