Die Fähigkeiten im Umgang mit Künstlicher Intelligenz werden zunehmend zur Schlüsselkompetenz in einer digitalen Gesellschaft. Doch was genau bedeutet „AI Literacy“ und wie kann sie in unterschiedlichen Kontexten wirksam gefördert werden? Eine neue Studie von Daria Höhener von unserem Institut liefert hierzu Antworten.
Unter dem Titel „Scaling Artificial Intelligence Literacy“ wurde ein differenziertes Modell entwickelt, welches sich speziell an Nicht-Expert:innen richtet. Ziel ist es, Orientierung zu geben, welche Fähigkeiten und welches Wissen im Umgang mit KI erforderlich sind und wie sich diese gezielt aufbauen und weiterentwickeln lassen.
Entstanden ist eine Taxonomie, die AI Literacy in drei Entwicklungsstufen gliedert: Verstehen, Anwenden und Spezialisieren. Diese Stufen decken insgesamt 21 Dimensionen und 58 Merkmale ab, von technischem Grundverständnis über die reflektierte Nutzung von KI-Systemen bis hin zu strategischen und ethischen Fragestellungen im Umgang mit autonomen Agentensystemen.
Die Ergebnisse zeigen: Der Zugang zu KI-Anwendungen ist zwar heute relativ niedrigschwellig, doch die Fähigkeit, diese sinnvoll, sicher und verantwortungsvoll zu nutzen, ist sehr ungleich verteilt. Der Bedarf an strukturierten Lernpfaden und institutionellen Bildungsinitiativen wächst, sei es im Bildungssystem, in der beruflichen Weiterbildung oder im Rahmen betrieblicher Transformationsprozesse.
Ein zentrales Anliegen der Studie ist es, den Begriff der KI-Kompetenz nicht auf technisches Know-how zu verengen, sondern auch betriebswirtschaftliche, funktionale und verhaltensbezogene Perspektiven einzubeziehen. Denn mit der zunehmenden Delegation komplexer Aufgaben an KI-Systeme verändert sich nicht nur die Mensch-Maschine-Interaktion grundlegend. Auch die Anforderungen an kritisches Denken, Entscheidungsverantwortung und ethisches Handeln steigen.
Die entwickelte Taxonomie versteht sich daher als praxisnaher Orientierungsrahmen, der Einzelpersonen wie Organisationen dabei unterstützt, eigene Kompetenzziele zu definieren und Entwicklungsmassnahmen gezielt auszurichten.
Aktuell wird auf Basis dieser Forschung ein Tool entwickelt, mit dem sich „AI Literacy“ systematisch erfassen und weiterentwickeln lässt. Für die nächste Projektphase werden interessierte Partner gesucht, die das Assessment im eigenen Umfeld testen oder an der Weiterentwicklung mitwirken möchten. Bei Interesse genügt eine kurze Nachricht an daria.hoehener@unisg.ch.
Die Studie ist öffentlich zugänglich und kann hier eingesehen werden:
https://aisel.aisnet.org/acis2024/23/
Autor: Lena-Marie Paetzmann
Tags: Artificial Intelligence, Digital, Lehrstuhlnachrichten, Leseempfehlung, Publikation