Anstatt eine Geschichte, bzw. etwas Erlebtes zu erzählen oder in Form eines Textes niederzuschreiben, wie beim traditionellen storytelling, bedient sich das digital storytelling an digitalen Hilfsmitteln. So werden beispielsweise beim digital storytelling computergestützte Texte, Bilder, Video- und Audioaufnahmen, Musik und Animationen verwendet. (O’Byrne et al., 2018, S.2) Gemäss einer Studie von O’Byrne et al. (2018) ist digital storytelling eine hervorragende pädagogische Gelegenheit, Kindern etwas beizubringen und sie mit den neuen Technologien vertraut zu machen. Speziell bei Kleinkindern helfen die Elemente des digital storytellings akademische Fähigkeiten zu entwickeln und die Kinder zum Lernen zu motivieren. Die digitalen Geschichten können ortsunabhängig genutzt und bearbeitet werden. Dies ermöglicht es den Lehrpersonen, den Lernprozess fortlaufend zu dokumentieren, Feedback zu geben und das Erarbeitete mit anderen auszutauschen.
Der Einsatz von Technologien in der Bildung kann gemäss einer PISA-Studie (Programme for International Student Assessment) unterschiedliche Fähigkeiten des Lernenden fördern. Aus der Studie geht hervor, dass digital storytelling sowohl Fähigkeiten wie das Schreiben, Designen und Kommunizieren als auch das Verständnis von Technologien und Forschung verbessert. (Smeda et al., 2014)
Digital storytelling bietet den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, diejenigen Fähigkeiten zu lernen, welche im 21. Jahrhundert dringend erforderlich sind. Dazu gehören die Informations-, Medien- und Visualisierungskompetenzen. Um sich diese Kompetenzen anzueignen, sollen bereits Kleinkinder mit den Technologien und den daraus resultierenden Möglichkeiten im Schulkontext in Kontakt gebracht werden (O’Byrne et al., 2018, S.10).
Durch den Einsatz von digital storytelling im Unterricht werden die Schülerinnen und Schüler zu aktiven co-creators im Lernprozess. Das Festhalten von Erlebnissen und das Teilen mit der community fördert die Zusammenarbeit und die Kommunikation zwischen den Kindern. Das visuelle Lernen und der Einsatz von unterschiedlichen Technologien sollen die Neugier und das Interesse der Kinder wecken. Darüber hinaus ist wissenschaftlich bestätigt, dass die Kombination von Text und visuellen Elementen hilft, Inhalte zu verinnerlichen. Das Gelernte kann zu 60% besser verstanden und gespeichert werden, im Vergleich zu einem Text ohne Visualisierung (Robin und Pierson, 2005).
Die unten aufgeführte Website wurde speziell für digital storytelling im Bildungsbereich kreiert und ermöglicht das einfache Erstellen von videobasierten Geschichten. Die Lehrpersonen erstellen ein virtuelles Klassenzimmer, welches ihnen ermöglicht, eigene Videos zur Verfügung zu stellen und gleichzeitig die erstellten Materialien der Schülerinnen und Schüler anzuschauen und zu kommentieren.
Beispiel:
Bei den Applikationen wird digital storytelling oftmals mit gamification in Verbindung gebracht, um das Lernen spielerisch zu gestalten.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass im Hinblick auf die vielen Vorteile, die das digitale Geschichtenerzählen sowohl für die Kinder als auch für die Lehrpersonen mit sich bringt, es durchaus von Nutzen wäre, das Schulsystem mit dieser Methode vertraut zu machen. Die Schülerinnen und Schüler zu co-creators in ihrem eigenen Lernprozess zu machen, die Kommunikation und Zusammenarbeit aktiv zu fördern, das Interesse an Technologien zu wecken und den Umgang mit digitalen Mitteln zu erlernen sind nur einige Gründe, die dafür sprechen, die Methode digital storytelling im Klassenzimmer anzuwenden. Um die Methode richtig einzusetzen, muss das Vorgehen sowohl von den Lehrpersonen als auch von den Schülerinnen und Schülern erlernt und trainiert werden.
Autor: Nina Holenstein
Tags: Digital, Learning Innovations, Linktipps
1 Kommentar
Luka Peters
Ich stosse mich an mehreren Stellen dieses Textes. Zum Beispiel: “Speziell bei Kleinkindern helfen die Elemente des digital storytellings akademische Fähigkeiten zu entwickeln und die Kinder zum Lernen zu motivieren.” Tatsächlich? Auch Kleinkinder sollen bereits “akademische Fähigkeiten” entwickeln? Und speziell digital storytelling motiviert Kinder zum Lernen? Kinder sind von Natur aus motiviert zu lernen, dazu gibt es ja recht viele empirische Belege. Die Freude am Lernen wird geht oft verloren durch das starre Korsett standardisierter Bildung und was damit bei uns einhergeht.
Vielleicht müssen wir aber nur einmal über die Definition von “Kleinkind” reden, damit sich auch solche Sätze ggf. erklären lassen: “[…] sollen bereits Kleinkinder mit den Technologien und den daraus resultierenden Möglichkeiten im Schulkontext in Kontakt gebracht werden.” Kleinkinder sind meines Wissens noch nicht in der Schule… 😉
Auch eine Perle aus diesem Text: “Darüber hinaus ist wissenschaftlich bestätigt, dass die Kombination von Text und visuellen Elementen hilft, Inhalte zu verinnerlichen.” Ja, und genau deshalb gibt es seit Jahrhunderten verschiedene Erzählpraktiken in verschiedenen Kulturen, die genau das verbinden.
Was mich hier stört: Digital storytelling wird so dargestellt, als sei dies eine unglaublich erfolgreiche, neue Methode. Dabei ist es ja genau betrachtet eine uralte Methode (storytelling, oral history, Geschichten erzählen, ja sogar Märchen erzählen gehört dazu), die nun in bestimmten Bildungskontexten auch mit digitalen Medien ergänzt oder vollständig umgesetzt werden kann.