Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Dieses Bonmot, das u.a. Karl Valentin und Winston Churchill zugeschrieben wird, hat uns wegen der Pandemie und der Lockdown-Entscheidungen im März besonders Bange gemacht. Die Strategielehre hat aber auch für solche Knacknüsse der Ungewissheit ein Managementinstrument bereit. Es nennt sich RE-gnose (Rückwärtsprognose) oder Backcasting und geht auf den Zukunftsforscher Matthias Horx zurück. Im Gegensatz zur Prognose schaut man nicht in die Zukunft, sondern von der Zukunft aus zurück ins Heute. In seinem Artikel von Mitte März schreibt Horx, dass wir gerade eine historische Zeit erleben, in der die Zukunft ihre Richtung ändert: Ich hörte erstmals vom Backcasting im Webinar «Strategiearbeit in Zeiten sehr hoher Unsicherheit» meines Kollegen Prof. em. Dr. G. Müller-Stewens (ab Min. 43:15 in der Aufzeichnung vom 1. April. Er regt wie Horx in seinem oben genannten Artikel folgende RE-gnoseübung an (siehe Bild):
Jetzt haben wir bald 1. Juli und zu den aktuell grossen Fragen gehören: Wie wird unsere Büroarbeit im Herbst/Winter aussehen, wie das Studium unserer Kinder? Ich mache mich also an die Rückwärtsprognose ausgehend vom Januar 2021 und stelle mir vor:
Alle meine Studierenden haben ihre Kurs-Credits und Noten nach Abschluss des Herbstsemesters 2020 erhalten. Ich bin in Ischgl in Skiferien, sitze beim Apres-Ski auf der Hütte und lasse mich von der Sonne und der Gesellschaft fröhlich-ausgelassener Menschen wärmen. Und jetzt die spannende Frage: Worüber werde ich mich wohl rückblickend wundern?
Das soll genügen, so ausholend wie Horx will ich hier nicht schreiben, aber Sie dürfen das Gedankenspiel fortsetzen, gerne auch in den Kommentaren.
Autor: Prof. Dr. Andrea Back
Tags: Kolumne