Digitalisierung im Stadion – die Entwicklung einer mobilen Spieltags-App

Trotz der gegenwärtigen Unterbrechung und beabsichtigen Geisterspiele im europäischen Fussball, wird der Sport nach der gegenwärtigen Krise in seine ursprünglichen Formen zurückkehren. Gerade im europäischen Fussball gerät durch die gegenwärtige Ausnahmesituation in Vergessenheit, dass die zunehmende Kommerzialisierung des Sports zu einem sukzessiven Verlust des Bezugs und der Nähe des Fans zum sportlichen Erlebnis führt. Es bedarf daher einer bewussteren Ansprache von Fans, um den Spieltag in seiner Emotionalität und dem Gemeinschaftsgefühl zu stärken und die Fans trotz dieser Entwicklung aktiv in das Spieltaggeschehen einzubinden. Besonders digitale Technologien ermöglichen dabei eine ganz neue Art des Spielerlebnisses.

In diesem Kontext wurde innerhalb eines Kurses des Institutes für Wirtschaftsinformatik eine Gruppe bestehend aus fünf Master-Studenten mit dem Auftrag betraut, die Entwicklung einer Spieltag-App für Borussia Dortmund vorzunehmen.

Entlang des iterativen Design Thinking Prozesses wurde in einem ersten Schritt der Fokus auf das Verständnis des Problems gelegt. In einem ersten Schritt wurde dazu eine Stakeholder-Map mit zentralen Playern entwickelt, ausgehend vom Kern des Netzwerkes, dem Fussball-Fan. Für die Ideenfindung wurden zusätzlich drei Personas mit unterschiedlichen Zielen und Vorstellungen eines Spieltages sowie deren Customer Journey ausgearbeitet. Diese halfen zur Bedürfnisidentifikation sowie zur Ermittlung von bestehenden Problembereichen rund um den Stadionbesuch wie die Anreise zum Stadion, das Auffinden des Sitzplatzes oder das Thema rund um die Verpflegung. Aus einer ersten Phase der Problemdefinition und der Bedürfniserfassung ergaben sich zusammengefasst folgende Implikationen:

  • Fans besitzen eine Vielzahl an Abhängigkeiten zu anderen Stakeholdern
  • Im Fokus des Spieltags und des Stadionerlebnisses stehen Emotionen und Leidenschaft
  • Zunehmende Kommerzialisierung des Fussballs wird kritisch gesehen, jedoch schafft gemeinsame Fankultur weiterhin ein Zugehörigkeitsgefühl
  • Problembereiche liegen heute insbesondere in der Pre-Match-Phase, so werden Bedürfnisse im Bereich des Ticketings und des Stadionaufenthalts nur unzureichend befriedigt

Im zweiten Schritt des Prozesses galt es darauf basierend innovative Features zu entwickeln, die diese Implikationen in passender Weise zu adressieren und diese in Prototypen zu überführen. Die Ausarbeitung des Prototypens erfolgte in drei aufeinander aufbauenden iterativen Phasen. In einem ersten Schritt wurde mit einem Value Proposition Canvas und einem Brainwriting erste zehn Ideenansätze wie beispielsweise eine Heatmap für die Warteschlagen, eine Bestellmöglichkeit für die Verpflegung oder die Idee eines Place Preview gemeinsam generiert. Durch eine Marktanalyse bestehender Apps der Bundesliga, der Super League und weiterer Sportarten wurden die entwickelten Ansätze analysiert. Der Fokus wurde dabei auf die Pre-Match Phase gelegt, wodurch sechs Ansätze verworfen werden konnten.
Die verbleibenden vier Ansätze wurden um zwei zusätzliche Ideenansätze ergänzt und dienten als Ausgangspunkt für die Überführung in konkrete Features in einer zweiten Iterationsschleife. Die nun exitierenden sechs Features wurden nun zu Validierungszwecken mit Hilfe einer Umfrage in Form von Low-Fidelity Prototypen einer breiten Masse präsentiert. Als Feedback daraus resultierte, dass fünf der sechs Features eine breite Akzeptanz bei der relevanten Zielgruppe fanden und somit weitergehend konkretisiert wurden.
Die Überführung der entwickelten Lösungsansätze erfolgte in eine High-Fidelity Prototypen auf Basis von Adobe Xd in einer dritten Iterationsschleife. Der finalisierte Prototyp wurde einem Experten, Daniele Kohler, Mitarbeiter von Hewlett Packard Enterprise, sowie weiteren Testpersonen vorgestellt und deren Feedback eingearbeitet. Die fünf finalen Features in der App sind ein intelligenter, bedürfnisgerechter Ticketkauf, eine vereinfachte Bestellfunktion für Stadionverpflegung, eine Stadionnavigation sowie ein Tippspiel und Live-Votings, wodurch Fans aktiv am Spieltag mitwirken können. Dadurch wird neben dem Nutzen für Fans auch ein positiver Einnahmenbeitrag für den Verein generiert.

Autoren / Projektteam: Remo Fraefel, Jonas Gisler, Nicolas Saegesser, Tobias Söll, Pascal Mayer


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Tags: Digital, Lehrstuhlnachrichten, Sports Digitalization



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