In einem weiteren Beitrag über neue Anwendungsgebiete der künstlichen Intelligenz nehmen wir uns heute der Kunst an. Sucht man im Internet nach Definitionen von Kunst, so stösst man auf Begriffe wie “menschliches Kulturprodukt” oder “Ergebnis eines kreativen Prozesses”. Beim Kunstschaffen scheint es sich somit um eine zutiefst menschliche Fähigkeit zu handeln! Aber ist sie das? Ein Blick auf die Möglichkeiten, die künstlicher Intelligenz im Bereich der Kunst schafft, lässt das Ausrufezeichen zumindest zu einem Fragezeichen werden.
Betrachten wir zunächst die Malerei. Schon im Jahr 2015 machten Bilder Schlagzeilen, die Forscher mit Hilfe künstlicher Intelligenz im Stile Rembrandts oder van Goghs (wie im Titelbild dieses Artikels) geschaffen hatten. Selbst für Kenner waren die Bilder stilistisch kaum von den Originalen zu unterscheiden. Dabei hatten die Forscher den Computer lediglich mit Fotoaufnahmen von Städten oder Landschaften gefüttert sowie mit originalen Bildern der jeweiligen Künstler “trainiert”, um anschliessend die Fotoaufnahmen mit den charakteristischen Eigenheit der jeweiligen Künstler zu verzerren. Ist das Kunst? Das sei dahin gestellt. Mit Verkaufspreisen von mehreren hundert tausenden Dollar erzielten jedenfalls schon einige dieser “künstlich” geschaffenen Werke wahrlich meisterliche Einnahmen.
Auch in der Musik macht die künstliche Intelligenz derweil gewaltige Fortschritte. Im Jahr 2016 veröffentlichte ein Forscherteam von Sony den wohl ersten von KI generierten Pop Song “Daddy’s Car” (wobei der Text noch aus menschlicher Feder stammte und lediglich die Melodie basierend auf Musikstücken der Beatles von einem Computer generiert wurde).
Auch in klassischer Musik kennen sich einige Computer bestens aus: der Komponist und Wissenschaftler Dr. Christof Weiß entwickelte kürzlich ein Programm, das Musikstücke in die Epochen Barock, Klassik, Romantik und Moderne einteilen kann – und dabei in etwa eine Trefferquote von 75% erreicht. Diese Fähigkeit, die normalerweise viel musikalische Erfahrung und ein gutes Gehör voraussetzt, kann ein Computer mit den entsprechenden Trainingsdaten in kürzester Zeit erlernen.
Künstliche Kunst: Top oder Flop, Zukunftstrend oder billige Fälschung? Wir laden Sie ein zur Diskussion. Frei nach dem Motto: Ist das Kunst oder kann das weg?
Autor: Prof. Dr. Andrea Back
Tags: Digital