Künstliche Intelligenz im Bildungssektor: Robo-Grader und Lernnavis

Dass der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) für viele Bereiche unseres Lebens disruptiv sein wird, steht inzwischen ausser Frage. Doch wie genau sich unsere Welt verändern wird, ist alles andere als offensichtlich. Während Forscher davon ausgehen, dass einige Berufe in den nächsten Jahren nahezu vollständig von Maschinen verdrängt werden könnten, sieht eine Studie der Universität Oxford das Automatisierungspotential des Lehrberufs bei lediglich 1%. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, sich mit der Frage zu beschäftigen, wie KI den Bildungssektor verändern wird und welche Möglichkeiten sich daraus für Lernende und Lehrende ergeben. Zwei exemplarische Anwendungen von KI im Bildungsbereich möchten wir Ihnen hier als Denkanstösse vorstellen.

Eine dieser Anwendungen ist die Korrektur von Prüfungen durch KI. Während Multiple-Choice-Fragebögen schon lange von Maschinen ausgelesen und ausgewertet werden, war dies bei textbasierten Aufgaben bisher nicht möglich. Durch KI könnte diese Barriere sehr bald fallen. Im US Bundesstaat Utah werden beispielsweise bereits jetzt nur noch 20% der an Schulen geschriebenen Essays von einem Menschen korrigiert. Stattdessen übernimmt dies nun ein Computer. Beim so genannten Robo-Grading lernt eine Maschine mit Hilfe von Trainingsdaten, einer grossen Zahl an manuell bewerteten Essays, was einen guten Text von einem schlechten unterscheidet. Dabei kann sowohl auf sprachliche als auch auf inhaltliche Aspekte geachtet werden. Dieses “erlernte” Wissen kann dann automatisch auf immer neue Essays angewendet werden. Mit einer intelligenten Textanalyse-Software des Pearson Konzerns wurden so im vergangenen Jahr beispielsweise bereits über 34 Millionen Essays korrigiert. Während dieses Vorgehen den Lehrern viel Arbeit abnimmt und Kapazitäten schafft, die für andere Dinge eingesetzt werden können, stösst das automatisierte Benoten bei vielen Leuten allerdings auch auf Skepsis. Denn noch zeigen die entsprechenden Systeme auch Schwächen oder lassen sich von kreativen Schülern austricksen – zum Beispiel indem ein gut geschriebener Absatz mehrmals hintereinander kopiert wird. Während sich solche Anfangsfehler leicht beheben lassen, bleibt die Frage, ob KI der Kreativität und den Einfällen von Schülern wirklich gerecht werden kann. In jedem Fall wird es sich lohnen, die Entwicklung des Robo-Grading weiter zu beobachten.

Eine andere Anwendungsmöglichkeit für KI im Bildungskontext demonstriert das “Lernnavi“, ein Lernfördersystem für Schülerinnen und Schüler auf der Gymnasialstufe, das selbständiges Lernen in den Fachbereichen Deutsch und Mathematik fördert und derzeit im Kanton St.Gallen getestet wird. Eine Kompetenzüberprüfung erlaubt die Einschätzung der bereits vorhandenen Kompetenzen. Das System schlägt der Schülerin oder dem Schüler danach automatisch Aufgaben der Lernplattform vor. Dadurch können die Schülerinnen und Schüler unabhängig vom Unterricht selbständig an ihren Kompetenzen arbeiten. Die Lehrpersonen haben die Möglichkeit, das Lernfördersystem punktuell im Unterricht einzusetzen. Das vom ETH Spin-off Taskbase entwickelte Tool bietet somit eine weitere Möglichkeit, wie KI den menschlichen Unterricht sinnvoll ergänzen kann.


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Tags: Learning Innovations



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